Geschichte

Die „samtene Revolution“ im November 1989 leitete den Zusammenbruch des Sozialismus in der Tschechoslowakei ein. 1992 einigten sich die politischen Führer beider Teilländer auf eine Staatentrennung, was die Geburtsstunde der Slowakischen Republik bedeutete. Die Anfangsjahre der Republik waren geprägt von der nationalistischen, isolationistischen und antidemokratischen Politik des ersten slowakischen Ministerpräsidenten Vladimír Mečiar. Dies trug wesentlich dazu bei, dass die Transformation zur Marktwirtschaft ins Stocken geriet und die Slowakei den Anschluss an ihre Nachbarländer Polen, Tschechien und Ungarn zu verlieren drohte. Der Umschwung kam mit dem Regierungswechsel im Jahr 1998. Der neuen bürgerlich-konservativen Regierung unter Ministerpräsident Mikuláš Dzurinda gelang es, die überfälligen Privatisierungen großer Staatsbetriebe zu vollenden und marktwirtschaftliche Reformen anzustoßen. Zugleich näherte sich das Land politisch dem Westen an, was in den Beitritt zur NATO und der Europäischen Union im ersten Halbjahr 2004 mündete. Für internationales Aufsehen sorgte zudem die große Steuerreform von Finanzminister Ivan Mikloš. Als zweites europäisches Land überhaupt führte die Slowakei 2004 eine Flat Tax ein, die Einkommen-, Körperschafts- und Mehrwertsteuer auf einen Satz von 19% vereinheitlichte. In Kombination mit einer arbeitgeberfreundlichen Reform des bis dato verkrusteten Arbeitsrechts wurde die Slowakei mit einem Schlag hochattraktiv für Investoren aus Deutschland und anderen Ländern.

Die Dzurinda-Regierung brach 2006 in Folge einer Korruptionsaffäre auseinander. Aus den anschließenden Parlamentswahlen ging Robert Fico, Chef der sozialdemokratischen Partei Smer-SD, als Sieger hervor. Mit Ausnahme eines vorübergehenden Regierungswechsels in den Jahren 2010 und 2011 lenkte Fico die Geschicke des Landes bis zu seinem Rücktritt 2018. Seine Amtsjahre waren geprägt vom wirtschaftlichen Aufschwung, selbst die Auswirkungen der internationalen Finanzkrise 2008/2009 konnte die Slowakei vergleichsweise gut verkraften, und der Einführung des Euro im Jahr 2009. Allerdings begleiteten seine Regierungszeit auch zahlreiche Korruptionsvorwürfe gegen Mitglieder in Ficos Kabinett.

Der Mord an dem Journalisten Ján Kuciak im Februar 2018 leite das Ende von Ficos Zeit als Ministerpräsident ein. Kuciak hatte zu Verflechtungen zwischen Politik und Wirtschaft sowie zu systematischem Steuerbetrug und mafiösen Strukturen in der Slowakei recherchiert. Der Mord löste heftige Proteste in der Bevölkerung gegen Filz und Korruption aus, die zum Rücktritt des langjährigen Innenministers Robert Kaliňák und letztlich von Fico selbst führten. Während Fico Parteichef der Sozialdemokraten blieb, bildete Peter Pellegrini eine neue Regierung unter sozialdemokratischer Führung, die jedoch nach zwei Jahren abgewählt wurde. Kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie gewann Igor Matovič Ende Februar 2020 die Parlamentswahlen mit dem Versprechen, die demokratischen Institutionen zu stärken und Korruption konsequent zu bekämpfen. Nach nur einem Jahr Amtszeit tauschte er im März 2021 mit Finanzminister Eduard Heger den Posten, nachdem eine Koalitionskrise über die von Matovič angestoßene Beschaffung des russischen Impfstoffs Sputnik entbrannt war.